Quergendern
(Rück-)Wege zu einer spalt* ungsfreien  Sprache

Von Popsängern, Schauspielern und Berufen

Es gibt angeblich Studien, die beweisen sollen, dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums Frauen weniger mitgedacht werden als Männer. Leider beschränken sich die Artikel damit, darauf hinzuweisen, dass es die Studien gibt und was dabei herausgekommen ist (sein soll). Konkrete Quellenangaben habe ich bisher nicht gefunden. Ich werde an dieser Stelle noch nachliefern müssen, denn ich bin Wissenschaftler. Zunächst einmal kann ich nur eine Plausibilitätsbetrachtung durchführen.

Die Studien folgen dem folgenden Muster:

Eine Gruppe von Testpersonen A wird gefragt: "Nennen Sie bitte 10 Popsänger." Eine andere Gruppe B wird gefragt: "Nennen Sie bitte 10 Popsängerinnen und Popsänger". Bei diesem Experiment kommt dann heraus, dass in Gruppe B mehr Frauen genannt werden als in Gruppe A. Daraus wird der Schluss gezogen, dass unter dem generischen Maskulinum weniger Frauen mitgedacht werden.

Die Schlussfolgerung klingt doch erst einmal plausibel, oder? Sie ist aber falsch!

Popsänger kann einmal generisch gemeint sein. Dann fallen darunter männliche, weibliche und diverse Interpreten. Mit Popsängern könnten aber auch lediglich ausschließlich männliche Interpreten gemeint sein. Was gemeint ist, erkennen wir am Kontext.

In den Studien ist der Kontext aber nicht gegeben. Insofern werden einige Studienteilnehmer aus Gruppe A gedacht haben, mit Popsängern sind Posänger aller Geschlechter gemeint. Andere werden gedacht haben, es sind nur männliche Popsänger gemeint. Insofern ist es völlig klar, dass in Gruppe A, weniger Frauen genannt werden als in Gruppe B.

Das Ergebnis sagt eigentlich nur darüber etwas aus, wieviel Testpersonen Popsänger als generisch aufgefasst haben und wieviel als ausschließlich männlich.

Angenommen, in Gruppe B werden 50 % Frauen genannt, in Gruppe A lediglich 25 %. Dann wäre das Ergebnis der Studie, dass 50 % der Studienteilnehmer Popsänger als generisch verstanden hat und 50 % als männlich. In einer Situation, in der kein Kontext zu erkennen ist, wäre solch ein Ergebnis durchaus plausibel.

Fazit: Die Mitgedacht-Studien sind ziemlich nichtssagend. Darauf eine derartige Verkomplizierung der Sprache zu begründen, ist unredlich.

Seiten in diesem Kapitel: