Quergendern
(Rück-)Wege zu einer spalt* ungsfreien  Sprache


Genderman, wer bist Du, was treibt dich an?

Interview geführt durch Klaus am 16.8.2021

Klaus: QuerGenderman, wie kamen Sie dazu, diese Webseite zu erstellen.

QGM: Das Gendern nervt mich schon lange. Wissen Sie, als Klaus Kleber dann in den heute-Nachrichten von Zuschauer_innen sprach, war mir klar, jetzt wird es ernst.

Klaus: Anne Will macht das ja auch in ihrer Sonntagabendsendung.

QGM: Mag sein. Den Mist schau ich mir nicht an..... Nachdem ich gemerkt habe, dass es ernst wird und die Deutsche Sprache ernsthaft bedroht ist....., wissen Sie, auch das ständige Wiederholen von Soldatinnen und Soldaten, von den Afghaninnen und Afghanen, Zuschauerinnen und Zuschauern, das nervt gewaltig. Afghanistan ist eine Tragödie. Die Überlagerung der Berichtserstattung mit Genderideologie ist widerlich....

Klaus: Und dann ?

QGM: Dann habe ich mir gedacht, krass..., ich muss das selbst durchdenken, meine Gedanken zusammenschreiben und die Welt daran teilhaben lassen.... So habe ich mich in kürzester Zeit zum Notfall-Linguisten fortgebildet.

Klaus: Und, haben Sie schon etwas veröffentlicht ?

QGM: Na, ja. Für ein Buch ist es zuwenig. Für einen Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift nicht trocken genug. Außerdem, ich bin kein Geisteswissenschaftler und bin in diesem Umfeld nicht zuhause. 

Klaus: Und Tageszeitungen?

QGM: Für einen Leserbrief ist das, was ich zu sagen habe, zu lang. Für einen Gastbeitrag vermutlich ebenfalls ......., außerdem sind viele Tageszeitungen selbst in der Genderblase gefangen .... Die TAZ ist natürlich extrem, die spalten die Menschen mit Doppelpunkten auf.... Aber ständige Paaraufspaltung in der Langform, wissen Sie, also Soldatinnen und Soldaten, das ist bei vielen Zeitungen heute Standard.

Klaus: Sie waren ein Nobody.

QGM: Bin ich immer noch.

Klaus: Aber das könnte sich jetzt ändern.

QGM: Wer weiß.

Klaus: Was stört Sie denn eigentlich am Gendern so? Meinen Sie nicht, es ist eine Frage der Gewöhnung, bis die Menschen das als ganz natürlich empfinden?

QGM: Das wäre schrecklich. Meine ganze Umwelt manipuliert...., ich werde mich nicht daran gewöhnen.

Klaus: Was haben Sie denn eigentlich gegen diese neue Sprache? Ein Glottisschlag vor dem "innen" ist doch nicht so schwer.

QGM: Das funktioniert nur im Plural einigermaßen. Im Singular haben Sie ein fürchterliches Endungskuddelmuddel. Außerdem stört mich das Aufspaltende. Warum müssen Geschlechter aufgespalten werden, wenn das Geschlecht im Zusammenhang überhaupt keine Rolle spielt?

Klaus: Die Befürworter des Genderns sagen, dass Frauen unter dem generischen Maskulinum nicht genug mitgedacht werden. 

QGM: Was heißt nicht genug mitgedacht werden? Bei Bauarbeitern denke ich natürlich mehr an Männer. Da gibt es ja auch in der Realität nicht so viele Frauen. Bei Bürgern sieht das anders aus. Da habe ich Männer und Frauen vor Augen. Ich habe auf meiner Startseite ein Bild, Werbung einer Baufirma, da ist ein Mädchen, die will Maurer werden.

Klaus: Sie meinen Maurerin.

QGM: Meinetwegen auch das. Maurer ist generische Berufsbezeichnung. Das ist voll o.k. Aber Maurerin geht auch. Aber vielleicht soll ja der Eindruck erweckt werden, die Frau kann genauso hart anpacken wie der Mann.

Klaus: Und kann Sie das ?

QGM: Maurer ist echte Maloche. Das soll sie sich gut überlegen. Tischler ist vielleicht einfacher. Was ich aber sagen will: ein Bild bewirkt mehr als 1000 Sternchen.

Klaus: Aber es gibt doch Studien, die sagen ......(QGM fällt Klaus ins Wort).

QGM: Hör doch auf mit dem Scheiß .....Die Studien sind dermaßen unrealistisch konstruiert. Wenn Sie jemanden fragen, nennen Sie mir 10 Popsänger, dann kommen natürlich mehr männliche Sänger als Antwort. Wissen Sie, Popsänger kann generisch sein oder auch ausschließlich männlich. Das erkennt man normalerweise im Kontext, was gemeint ist. Jetzt weiß der Studienteilnehmer aber nicht, ob es generisch gemeint ist oder männlich, weil der Kontext überhaupt nicht klar ist.

Um das mal einfach auszudrücken: Angenommen, Sie stellen die Frage: Nennen Sie mir 10 Posängerinnen und Popsänger, und es werden gleichviel Männer und Frauen genannt..... Wenn Sie die Frage nun so stellen, nennen Sie mir 10 Popsänger und es werden nun mehr Männer genannt, dann heißt das einfach nur, das nicht alle kapiert haben, dass das generische Maskulinum gemeint war. Klar, ist eben eine konstruierte, realitätsferne Situation. Übrigens, nehmen wir mal an, große Anzahl von Befragten...., angenommen es werden 75 % Männer genannt, dann heißt das, dass der Hälfte nicht klar war, dass Sie die generische Form gemeint haben. Das ist Statistik.

Klaus: Außerdem hört man immer häufiger das Argument "Mitgedacht sein ist nicht genug".

QGM: Das wäre dann ja ein Eingeständnis, dass Frauen doch mitgedacht sind.

Klaus:  Sind Sie der Meinung, Genderwissenschaft ist Humbug?

QGM: Ich kenn mich da zu wenig aus. Hier geht es vermutlich um Feministische Linguistik..., was es nicht alles für Studiengebiete gibt..... Die scheint mir nicht gerade von rationalem Denken und Logik inspiriert.....

Ich hab übrigens nicht per se was gegen Feministinnen. Deren Anliegen waren zumindest früher echt legitim. Was heute an Benachteiligung noch real ist, was Propaganda, kann ich nicht wirklich beurteilen. Die Frauen, die ich kenne, fühlen sich jedenfalls nicht benachteiligt. Wie dem auch sei, die Sprache möge bitte nicht angetastet werden.

Klaus: Aber Sprache hat sich doch immer schon natürlich weiterentwickelt.

QGM: Klar, aber das hier ist was anderes. Die Sprache wird derart verkompliziert, das ist nichts Natürliches.

Klaus: Finden Sie neutralisierendes Gendern besser als paarig aufspaltendes ?

QGM: Nee, genauso grässlich. Da werden aus Lehrern Lehrkräfte. Das klingt wie Arbeitskraft, der Produktionsfaktor Mensch in einer Lernfabrik namens Schule. Von Lehrkräften mögen die Kultusministerien reden, wenn  sie eine Bedarfsplanung machen, aber meine Kinder sollen ihre Lehrer als Lehrer bezeichnen und einzelne Lehrerinnen eben als Lehrerinnen. Das ist eine Frage von Respekt und Empathie. Ich versteh auch nicht, warum sich Studenten als Studierende bezeichnen lassen wollen.....Studierende sind sicherlich braver und strebsamer als Studenten und machen ihren Professoren sicherlich mehr Freude...

Anderes blödes Wort: Ortskräfte. Wissen Sie, Afghanistan..... Der Begriff kommt aus der tiefsten Bürokratie...., Personalvertretungsgesetz. Da steht drin, dass Ortskräfte keine Mitarbeiter sind und in Sachen Vertretung und Mitbestimmung nichts zu sagen haben. 

Für mich sind das afghanische Helfer der Bundeswehr vor Ort, meinetwegen auch afghanische Helferinnen und Helfer, oder unsere afghanischen Helfer. Jetzt haben unsere "Politiker_innen" sie im Stich gelassen.

Klaus: Und unsere "Bürokratinnen und Bürokraten" auch..... Afghanistan ist eine Tragödie......Häufig findet man sowohl paarig aufspaltendes Gendern als auch neutralisierendes Gendern in einem Text. Passt das zusammen?

QGM: Natürlich nicht. Das ist Irrsinn, weil es völlig gegensätzliche Konzepte sind. Einmal geht es darum Geschlechter sichtbar zu machen, das andere Mal darum sie unsichtbar zu machen. Beides zusammen ist schizophren. Es gibt nur eins, was beide Konzepte miteinander verbindet: die Eliminierung des generischen Maskulinums. Das ist der totale Irrsinn.

Klaus: Krass. Also ich gendere nicht. Hab ich nie gemacht. Ich schreibe und spreche weiter so wie bisher.

QGM: Das ist gut. Bewegen können Sie dadurch aber nichts. Wenn Sie etwas bewegen wollen, müssen Sie Quergendern.

Klaus: Ja, aber ist das nicht das gleiche, mit dem Philanthropen Zirkumflex oder mit Gendersternchen?

QGM: Das ist ein riesengroßer Unterschied. Mit dem Sternchen spalten Sie nach Geschlechtern auf, mit dem Zirkumflex vereinen Sie die Geschlechter. Außerdem ist trotz Sternchen natürlich das Femininum dominant. Nichts gegen das Femininum, aber es bedeutet eben eine starke Umgestaltung der Sprache. Was im Plural noch irgendwie sprechbar erscheint, ist im Singular ein heilloses Kudelmuddel. Warum sollten wir das machen? Weil ein paar Feministen mit einer Armee von Gleichstellungsbeauftragten die Journalisten überrumpelt haben und sie uns das jetzt alle zusammen jeden Tag vorschwätzen?

Klaus: Nein.

QGM: Der Philanthrope Zirkumflex verändert die Sprache an sich sehr wenig, schafft aber ein Bewusstsein, das alle Menschen mitgedacht sind. Es ist letztlich eine Aufpolierung des generischen Maskulinums, das ja an sich schon alle Menschen mitdenkt. Auch ohne Zirkumflex. Mit Zirkumflex aber wird die Vielfalt explizit sichtbar gemacht. Und nicht nur geschlechtliche Vielfalt.

Klaus: Warum nennen Sie die Aktion Quergendern. Erinnert das nicht an Querdenken?

QGM: Ja, und das gefällt mir. Quer hat auch was von schräg, krass.

Klaus: Ja, aber die Querdenkerbewegung ist doch ein ziemlich übles Volk. Wird man da nicht in die rechte Ecke gestellt?

QGM: Mag sein. Mit Corona-Querdenkern habe ich aber nichts zu tun. Ich schätze die Wissenschaft, ich glaube nicht an Corona-Verschwörung und ich bin doppelt geimpft. Wer mich in eine Schublade stecken möchte, soll das machen......  Im Übrigen gibt es im Englischen den Begriff queer. Heißt einerseits schwul, andererseits schräg, krass. QueerGendern würde mir als Begriff auch gefallen, wegen der Bedeutung schräg..... Aber ich will nicht Begriffe einer Szene in Beschlag nehmen, der ich nicht angehöre und von der ich zuwenig kenne. Deswegen bleibt´s beim quer mit einem "e". 

Klaus: Gibt es eigentlich nicht dringendere gesellschaftliche Probleme, als sich mit dem Gendern auseinanderzusetzen?

QGM: Es gibt sehr dringende Probleme, die unabhängig vom Thema Gendern angegangen werden müssen: Ökologie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, z. B.

Klaus: Sind Sie etwa Grüner?

QGM: Nicht direkt. Aber die ökologischen Themen sind die dringendsten.

Klaus: Quergenderman, wir kommen zum Ende. Sind Sie eigentlich ein realer Mensch oder nur eine Kunstfigur. Ist Peter Gendermann ihr richtiger Name?

QGM: Ist da wirklich wichtig?

Klaus: Nein, vielen Dank für das Interview.

QGM: Gerne.